Im September und Oktober 2014 strahlte ARTE vier Reportagen über die Situation von Flüchtlingen aus dem Tschad, Irak, Libanon und Nepal aus, bei denen Claire Denis, Pierre Schoeller, Agnès Merlet und Régis Wargnier Regie führten. Ein fünfter Dokumentarfilm, gedreht in diesen Winter in Calais von Yolande Moreau, schließt diese Serie ab. Als Erweiterung zu diesen filmischen Arbeiten gab der deutsch-französische Kultursender auch ein französischsprachiges Buch heraus, in dem fünf Schriftsteller u.a. Pierre Lemaître, und Uwe Timm fünf Comiczeichner und fünf Fotografen ihren Blick auf Männer, Frauen und Kinder werfen, die in diesen Flüchtlingslagern leben. Es sind ihre Zeugenaussagen, die in dem Buch Flüchtlinge/Réfugiés festgehalten werden.

Simon ist Schwimmlehrer in Calais. Auf eigenes Risiko hilft er einem jungen kurdischen Flüchtling, der durch den Ärmelkanal schwimmen möchte, um in London seine Liebste wieder zu sehen. Drei Jahre hat der junge Mann seine Freundin nicht mehr gesehen. Vier Monate benötigte er, um die 4000 Kilometer zwischen dem Irak und Calais zurück zu legen. Nachdem ein erster Versuch, England als illegaler Passagier in einem LKW zu erreichen gescheitert ist, beschließt der junge Flüchtling, mit dem Schwimmtraining zu beginnen. Welcome ist ein Film über zivilen Ungehorsam und unmenschliche Gesetze gegen Flüchtlinge.

Der „Boss“ stammt nicht nur aus der Arbeiterklasse, er hat auch nie vergessen, woher er kommt. Bruce Springsteen singt immer wieder über die Verlierer des amerikanischen Traums. Und nicht nur das. Als er 1981 in Frankreich auf Tournee war, spendete er den Streikenden einer Fabrik in Saint Étienne auch Geld. Ghost on Tom Joad ist ein Soloalbum von Bruce Springsteen und eine Hommage an die Hauptfigur aus Früchte des Zorns. Auf diesem Album wird er einmal mehr zum sozial engagierten Sänger und Chronisten eines anderen Amerikas.

How Foreign Aid Became a Casualty of War. Der Krieg gegen den Terror hat die Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen erschwert. Das führt mitunter zu dramatischen Konsequenzen für die Zivilbevölkerung in den betroffenen Ländern, aber auch für die Mitarbeiter von NGO’s. Peter Gill reiste in Konfliktzonen und Kriegsschauplätze in Pakistan oder Mogadischu aber auch an die türkisch-syrische Grenze. Die Frage, die man stellen muss lautet: Wie lange kann der Westen noch Krieg in Ländern führen, denen er gleichzeitig durch NGO’s humanitäre Hilfe zukommen lässt ?

Der Fotograf Didier Lefèvre schließt sich 1986 einer Gruppe von Ärzten ohne Grenzen in Afghanistan an, als das Land noch von der Sowjetunion besetzt ist. Didier Lefèvre und Emmanuel Guibert erzählen in diesem stilistisch ungewöhnlich Buch von dem beschwerlichen und gefährlichen Weg der Ärzte, die versuchen Medikamente und medizinische Hilfe in die Bergregionen zu bringen. Dabei entsteht eine zutiefst menschliche und faszinierende Comicreportage aus Fotos und Zeichnungen.

John Steinbecks Früchte des Zorns handelt von der Flucht im eigenen Land. 1929 mitten in der ersten großen Weltwirtschaftskrise müssen verarmte Landarbeiter wie die Joad Familie ihre Heimat verlassen und versuchen ihr Glück in Kalifornien. In dieser fast aussichtslosen Situation ziehen Tausende Okies (Einwohner von Oaklahoma) in den Süden. Aber auch dort werden sie zum Spielball mächtiger Großgrundbesitzer. Das kämpferische und sozialkritische Buch von Steinbeck erschien 1939 und löste leidenschaftliche Debatten aus. Ein Jahr später verfilmte es John Ford mit dem jungen Henry Fonda.

Man nennt sie Asylbewerber, Bürgerkriegsflüchtlinge, Katastrophenopfer, geduldete Asylanten...die Kategorien für die Flüchtlinge, die zu uns nach Westeuropa kommen, nehmen zu. Um diesem menschlichen Drama etwas entgegen zu setzen, bleibt die humanitäre Hilfe immer noch die einzige Antwort. Vor Ort jedoch werden bürokratischer Strukturen der Abschreckung geschaffen, die an totalitäre Staaten erinnern. Man trennt die Flüchtlinge in „erwünscht“ und „unerwünscht“ in „Kriegsflüchtlinge“ oder „Wirtschaftsflüchtlinge“. Es werden ungenügende Unterkünfte mit mangelnder, hygienischer Versorgung zur Verfügung gestellt und man setzt auf Internierung. Nach sieben Jahren vor allem in afrikanischen Lagern stellt der Autor die „beunruhigende Zwiespältigkeit“ dieses Systems vor. Es ist eine radikale Kritik an herrschenden Zuständen und den politischen Konsequenzen dieser „humanitären Hilfe“.

Eine Ethnographie der Seegrenze auf dem Mittelmeer Bevor im Vorjahr die sogenannte „Balkanroute“ das Schicksal der Flüchtlinge auch in Deutschland zum Politikum wurde, spielten sich seit Jahren dramatische Ereignisse im Mittelmeerraum ab. Die Außengrenzen der EU führen zu politischen Kontroversen. Es geht um den Antagonismus zwischen Grenzkontrollen und Flüchtlingsrechten. Die Autorin Silja Klepp stellt diese komplexen Zusammenhänge anhand der Seegrenze dar. Was passiert an den Küsten von Libyen, Italien und Malta ? Wer sind die Akteure ? Neben den Flüchtlingen aus Afrika geht es auch um Migranten in Libyen, um die zweifelhafte Rolle von Frontex und die katastrophalen Verhältnisse auf dem Meer sowie die Zustände in den Auffang- und Gefängnislagern in Malta und im Süden Italiens.

Mitarbeiter einer humanitären Hilfsorganisation bekommen einen Auftrag in einem Kriegsgebiet: Sophie (Mélanie Thierry) ist die Neue und will unbedingt helfen. Mambrú (Benicio del Toro) ist längst desillusioniert und will nur noch Hause. Und Katya (Olga Kurylenko) möchte Mambrú nur für sich selbst. Damir (Fedja Stukan) will, dass der Konflikt endlich endet. Nur der Zyniker B (Tim Robbins) weiß so gar nicht, was er noch will...Und dann sollen sie gemeinsam eine Leiche aus einem Brunnen holen, um die Trinkwasserversorgung nicht zu gefährden.

Freedom Hospital ist der erste Comic des syrischen Künstlers Hamid Sulaiman, der 2011 aus seiner Heimat floh und in Frankreich Zuflucht fand, nachdem er dort ein Jahr lang in der Illegalität lebte. In seinem Comic geht es um Yasmine eine Pazifistin, die in einer fiktiven, syrischen Kleinstadt im Untergrund ein Krankenhaus aufbaut. Und dort treffen ein Dutzend Menschen aufeinander, die sich sonst niemals kennengelernt hätten. Sie müssen auf Grund der dramatischen Ereignisse lernen, zusammen zu leben. Freedom Hospital ist ein Schrei gegen den Krieg, für die Liebe und den Frieden.

Die politisch engagierte Band Tinariwen hat den Wüstenrock erfunden, feiert weltweit Erfolge und machte die Weltgemeinschaft auf das tragische Schicksal der Tuaregs aufmerksam. Dabei gelang es der Band, die musikalischen Grenzen zwischen Welt- und Rockmusik zu überwinden. Tinariwen treten in der traditionellen Kleidung der Tuareg auf, singen auf Tamaschek und auf Französisch und spielen auf großen Festivals wie in Glastonbury oder Montreux. Für ihr Album Aman Iman aus dem Jahr 2007 gab es 2012 einen Grammy.